Die Hausarbeit spielte schon 1788 eine große Rolle und Möglichkeiten der Selbstoptimierung waren schon damals sehr gefragt. Welche Rolle dabei das britische Empire spielt, was Männer schon damals vehement verteidigen mussten und was die Waldecker damals schon vielen anderen voraus hatten, können Sie hier nachlesen. Bleiben wird nur die Frage, wie wohl ein seit 8 Tagen gescheuertes Zimmer aussieht.

Reinigung der Wohnzimmer und anderer Stuben
Nichts ist unangenehmer, und für Meubles, Uhren, Gemählde, Papiere und Bücher, die man in einem Wohnzimmer hat, ja selbst für eine leidende Gesundheit nachtheiliger, als unsere gewöhnliche Art, in Deutschland die Zimmer täglich zu reinigen. Man kehrt sie entweder mit nassen stinkenden Sägespänen oder gar trocken mit Borstbesen aus, der Staub fliegt in die Höhe, legt sich auf Papiere, Bücher, Gemählde und alle Meubels, zieht sich in Comoden und Uhren, und so muss täglich alles mit einem Tuche abgewischt und verrücket werden, oder man lebt in einem ewigen Schmutze, und eine schwache Brust leidet unter dem herumfliegenden feinen Staube täglich. Kommt nun völlig das lästige Scheuern und Zimmerwaschen dazu, dagegen wir Männer immer gerne unsere Arbeitszimmer so lange als möglich vertheidigen, so ist das Leiden vollkommen. An Reinigung eines Krankenzimmers darf man unter diesen Umständen gar nicht denken. Es ist unbegreiflich, das wir aus lauter Indolenz nicht längst ein Mittel gesucht haben, all diese Unannehmlichkeiten zu vermeiden, da es doch so leicht war, es zu finden, und die Engländer, die auch über die geringsten Gegenstände des praktischen täglichen Lebens denken, es schon längst gefunden hatten. *
In London wird kein Zimmer anders als täglich des Morgens mit einem sogenannten Cambre-Broom oder Zimmerbesen ausgekehrt. Dies ist eine große ohngefehr 6 Zoll lange dicke Quaste, von Wolle oder Ziegen- oder Rosshaaren, die an einem hölzernen Hülse befestigt ist, in welche beim Gebrauch, ein langer gewöhnlicher hölzerner Stiel gesteckt wird. Diese Quaste taugt der Magd, wenn sie das Zimmer, Säle, Treppen und der gleichen reinigen will, in einem Zuber mit Wasser, dreht sie auf dem linken Arm liegend, mit einem um den Stiel gewickelten Stricke schnell wie ein Rad herum, daß sie das überflüssige eingesogene Wasser fahren läßt, und blos feucht bleibt, und kehrt nun damit das Zimmer behutsam aus, i dem sie immer die Quaste dreht, und so zu sagen auf dem Fußboden fortwälzt. Aller Staub wickelt sich auf diese Art in die feuchte Quaste, bleibt darin hängen, wird nicht in die Höhe gejagt, und so immer aus dem Zimmer geschaft. Ein Zimmer braucht bei dieser Art von Reinigung nie gescheuert zu werden **, zumal wenn man, wie in England häufig der Fall ist, zu gewissen Jahreszeiten Decken darinn hat.*** Krankenzimmer können damit in größter Stille, und ohne den Kranken im geringsten zu beunruhigen, gesäubert, und wenn es nöthig ist, die Luft darin zu reinigen und zu erfrischen, die Quaste auch statt Wasser in Weinessig getaugt, und so der Fusboden gekehrt werden; kurz ein nachdenkender Hausvater, wird noch mancherlei Fälle finden wo dies bequeme Stück, das überhaupt nicht mehr als ein gewöhnlicher Borstbesen kostet, mit Nutzen gebraucht werden kann.

* Die hier im Waldeckischen übliche Art mit feuchtem, nicht nassen Sande, die Stuben zu schrupfen, und alsdenn mit dem Haarbesen zu säubern, hat der oben gesagten Ungemächlichkeiten wenige, sondern scheint vielmehr das gemächlichste, tauglichste und wohlfeinste Mittel zu sein.
** (…) Es sind Zimmer bekannt, welche seit 5 bis 6 Jahren nicht gescheuert worden, und so reinlich aussehen, als wenn selbige (…) seit 8 Tagen gescheuert wären.
*** Diese zur Wärme, guten Aussehens und scheinbarer Reinlichkeit dienenden Decken verursachen große Unsauberkeit. Da sich der Staub darinnen oft den ganzen Winter sammlet, so erreget ein jeder Fußtritt darauf Staub, und wenn solche weggenommen werden, so findet man eine unglaubliche Menge, sich darunter befindlichen Unraths an Sand und Koth.

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